Wir tanzten einen Sommer lang

Eine Retroperspektive aus meinem Blickwinkel

Stelle dir einmal vor, du lernst nach längerer Zeit mal wieder eine Frau kennen. Beim ersten gemeinsamen Treffen mit Freunden nimmst du sie zunächst gar nicht richtig wahr, weißt bloß, dass sie mit dabei war, zum ersten Mal. Einen Monat später, beim nächsten gemeinsamen Treffen kommst du mit ihr ins Gespräch, man redet und plaudert Belangloses, mehr aber auch nicht.

Kurze Zeit später verabredet man sich (kein Date), weil sie neu in die Stadt gezogen ist und zeigst ihr zur "Nacht der Museen" etwas die Stadt. Im Anschluss tauscht man die Telefonnummern aus und verspricht, im Kontakt zu bleiben. Darauf hin verabredet man sich öfter und mag diese Person, keine Verkrampftheit, kein unbehagenes Schweigen, alles kurzweilig und interessant.

Man trifft sich immer häufiger, fast regelmäßig und unternimmt Vieles. Du merkst, dass du diese Person mittlerweile wirklich sehr gerne magst und nach deiner letzten gescheiterten Beziehung im August 2011, es jemand gibt, für den du etwas empfindest.

Nach einer wunderbaren Nacht bei einer großen Hinterhofparty der "Artists Unlimited" wird dir klar, dass du dich nach längerer Zeit mal wieder verliebst hast, für jemanden etwas empfindest. In der Morgendämmerung geht ihr dann nach Hause und du gibst ihr einen Kuss. Besser gesagt, du möchtest sie küssen, aber sie wendet sich ab. Auf dem Heimweg fragst du dich, ob du vielleicht etwas falsch gemacht hast, entschuldigst dich und fragst nach.

Du erhältst kurz darauf auch ihre Antwort, nein man habe nichts falsch gemacht, man mag sich wirklich sehr gerne, aber der Zeitpunkt ist noch etwas früh, man sei noch nicht soweit, nach einer Trennung im letzten November und der Umzug in die neue und auch fremde Stadt. Irgendwie bist du daraufhin etwas erleichtert, gibst aber mit auf dem Weg, dass du es immer mal wieder probieren wirst.

Mittlerweile trifft und sieht man sich an mindestens vier bis fünf Tage die Woche, unternimmt sehr vieles gemeinsam. Du startest einen weiteren Versuch, mit der gleichen Reaktion, dass frau noch nicht so weit ist. Diesen Wunsch respektierst du und hältst dich darauf hin in diesem Bezug etwas zurück, ohne aber ihr mitzuteilen, wie du für sie empfindest. "Alles wäre in Ordnung, nur der Zeitpunkt ist noch zu früh", unsere Freundschaft tut das aber keinen Abbruch. So vergeht Woche für Woche und man redet jeden Tag, vertraut sich dem anderen an, spricht über den Tag, was einen belastet etc.

Im November erhältst du aus heiterem Himmel eine Nachricht, dass doch der richtige Zeitpunkt sei, aber nicht für dich, sondern jemand anders, eine Nachricht mit den typischen Inhalten wie "gerne haben", "wichtig sein" und "Freundschaft".

Diese Nachricht kam unerwartet und musste ich erst mal verdauen. Dir ist auch durchaus bewusst, dass der Altersunterschied von 17 Jahren nicht so ohne weiteres wegzudiskutieren ist. Meine Enttäuschung war groß, daraus machte ich kein Hehl, ebenso, dass ich mich zunächst einmal Abstand gewinnen müsste. Erinnerungen an das Ende mit Frau F. kamen wieder hoch, mit möglichen Parallelen ein "ich habe jetzt einen Anderen, also ziehe ich mich zurück und melde mich in ein, zwei Jahren wieder". Dir wird klar, dass die vielen gemeinsamen Unternehmungen und Treffen nicht mehr in der Form stattfinden, aber du möchtest die Fehler aus der Vergangenheit nicht ein weiteres Mal begehen und diese neue Freundschaft nicht so komplett aufgeben. Aus diesem Grund schlägst Du ein Treffen vor, in Ruhe bei einem gemeinsamen Essen zu reden.

Nach einigen Hin und Her geht man Mitte Dezember im 20|13 nett essen. Es herrscht eine gute Atmosphäre, hat Spaß, trinkt und lacht, als wäre nichts gewesen. Aber man redet auch, stellt seine Sichtweisen klar,meine, dass ich trotzdem gerne weiterhin die Freundschaft aufrechterhalten würde, Betonung auf Freundschaft und nicht, dass es bloß auf eine vage Bekanntschaft herausläuft, und er von mir höchsten erwarten kann, dass ich ihn ignoriere.Der gemeinsame Abend klingt harmonisch aus und vor ihrer Tür gebe ich den Hinweis, dass ich mich erst mal zurückhalte und sie sich bei mir melden sollte, um zu sehen, wieviel für sie unsere Freundschaft aufrechtzuerhalten wert ist. So vergingen Woche für Woche, ohne eine Nachricht, nicht mal für einen Kaffee in der Mittagspause oder Ähnliches, keine Reaktionen auf nichts.

Meine Enttäuschung wuchs und wuchs. Ich wollte Klarheit und fragte nach ihrem Geburtstag direkt nach, wie sie denn unsere Freundschaft sehe. Nach drei Wochen erhielt ich dann auch eine Antwort, viele Worte und der alles entscheidende Satz: Er möchte nicht, dass wir uns weiterhin treffen oder sehen (etwas anders formuliert).Bäng, ein Schlag in meine Magengrube. Nun war für mich klar, dass sich die Situation grundlegend änderte, ignorieren so etwas wie ein Jackpot für ihn sein sollte. Also den Kontakt mit mir verboten. Punkt.

Ich wollte einen Abschluss, und so teilte ich ihr eine Woche später mit, dass ich es so sehe, dass es vielleicht besser ist, unsere "vermeindliche" Freundschaft nicht mehr zu bemühen und den Kontakt abzubrechen. Es war ein Vorschlag, kein endgültiger Entschluss und wenn sie es anders sehen sollte, mir es gerne mitteilen oder einen Vorschlag machen. Es kam, wie es kommen musste, es kam nichts. Damit war alles klar, unsere Freundschaft war mit dem gemeinsame Essen im Dezember vorbei.

Zwischendurch kommt noch ein kleiner Wortwechsel über Twitter mit ihm, der dir versucht eine Konversation aufzudrängen. Du reagierst gereizt und hast im Anschluss mir ihr einen kurzen Disput über einen Messenger. Dabei verspricht sie dir, dass es zu keinem Kontakt mehr zwischen dir und ihm kommen wird. Um einen endgültigen Cut zu vollziehen, brichst du auch den virtuellen Kontakt ab, entfolgst auf Twitter, unfriendest auf Facebook und löscht ihre sämtlichen Kontaktdaten, sofern du sie nicht schon vorher sukzessive entfernt hast. Das Ziel ist, sie einfach zu vergessen, die kurzen Erinnerungen vergrauen zu lassen und warten, bis sie, was früher oder später kommt, aus der Stadt zieht.

Stelle dir einmal vor, plötzlich läuft dir dieser Typ über den Weg, DER, DER meint, dass man sich mit DIR nicht mehr treffen sollte, jemand den Umgang mit DIR regelrecht verbietet, ist greifbar nahe. Mir fehlt in solchen Situationen die Größe und Stärke darüberzustehen. Ich weiß, ich bin erwachsen, über vierzig Jahre alt und sollte mich im Griff haben, es fehlt mir an .Contenance. So gab ich ihm einen klare Ansage, wie ich zukünftige verfahre, wenn ich ihn sehe, IHM, DER die Ansicht ist, dass ich kein Umgang sei. Einem, der sich wahrscheinlich heimlich ins Fäustchen lacht, weil er sein Ziel erreicht hat, jeglichen Kontakt unterbunden zu haben.

Ich hatte mich mir Freitag wirklich vorgenommen, mich zurückzuhalten, aber nun stand er wieder da, nach meine Ansage, DER, DER meint, sich nicht mit mir mehr einzulassen, da kam ein Impuls. Aber ich habe niemand bedroht, nur auf das Versprechen von ihr hingewiesen, dass ich aber keine Sorge haben sollte, dass kein Kontakt wieder stattfinden wird.

Wenn Du es drei Mal verbockst, bei GW, FF und nun eben auch, also jedes Mal Gefühle oder mehr im Spiel sind, dann musst du die Ursachen und Schuld natürlich bei dir selbst suchen.

Nun hat man sich selbst ins Abseits gestellt.
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female Person (Gast) - 12. Jul, 20:24

Aber kann man sich für sein Fehlverhalten nicht einfach entschuldigen? Alle machen Fehler, dafür entschuldigt man sich. Wenn einem ein Fehler immer wieder passiert, sollte man natürlich wirklich daran arbeiten, notfalls mit Hilfe von außen.

Wenn einem das öffentliche Aufarbeiten hilft, mag das ja schön und gut sein, aber ich frage mich, wie die betroffene Person das findet.

Ansonsten würde ich auch nicht wollen, dass sich meine Freund mit der Person trifft, die in ihn verknallt ist. Das kann man der Person doch sich nicht wirklich vorwerfen.
Bitte entschuldige, wenn du das als Einmischung siehst.

Alles Gute

bateman - 13. Jul, 11:23

(edit)

Bei den Beteiligten, sowohl direkt als auch indirekt, habe ich mich versucht zu entschuldigen. Weiteres liegt nicht in meiner Hand. Nur kann ich nicht begreifen, wie man jemand Erwachsenen verbieten kann, sich mit jemand zu treffen und was dieser befürchtet? Desweiteren empfand ich es dann schon dreist, sich in solch' einem Fall dann dort sich blicken zu lassen. Wenn jemand was verbietet, soll er gefälligst dann selber solchen Treffen fernbleiben.

Nein, ist keine Einmischung und bin froh, wenn ich andere Sichtweisen lese.

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Zuletzt am: 22. Aug, 20:23
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