Auf der Suche nach Identität

schreibfederVor mir liegt mein Leben. Hierbei handelt es sich um mein zurückliegendes Leben, chronologisch aufgelistet, auf drei Seiten hochwertigem Papier von 120 Gramm/qm². Die wichtigsten Stationen aufgeführt und mit königsblauer Tinte unterschrieben.

Auf den ersten Blick sieht mein Lebenslauf sehr gut und ansprechend aus. Die zwei relevanten Aspekte eines Lebenslaufs werden erfüllt, die Zeitfolgeanalyse lässt keine Lücken in meiner Biografie erkennen und die Positionsanalyse ist geradlinig und weist einen klar erkennbaren „roten Faden“ auf: Abitur, Ausbildung, Zivildienst, Studium mit jahrelanger studienbegleitender Tätigkeit, Praktika, Auslandssemester, zweijähriges Trainee-Programm und anschließenden, unbefristeten Arbeitsverhältnis. Auf dem Papier sieht mein Leben recht ordentlich aus. Dennoch plagen mich Selbstzweifel, ob ich auf mein bisheriges Leben mit Stolz zurückblicken kann, meinen Erwartungen entspricht. Vielmehr beschleicht mich das Gefühl, dass ich beruflich nichts Besonderes vorweisen kann.

Mit etwas über 30 Jahren ziehe ich erste Bilanz, ein typischer Soll-Ist-Vergleich. Und ich weiß nicht, ob mir diese Zwischenbilanz gefällt. Wir sind die erste Generation, die selbst ihr Leben in die Hand nehmen und selbst entscheiden kann, was sie daraus macht. Und hieraus resultiert auch die grundsätzliche Frage, ob wir bisher alles richtig gemacht haben.

Diese berufliche Zwischenbilanz ist auch ein Spiegelbild der privaten Abrechnung.
Weiterempfehlen

Flattr this



gamine - 13. Feb, 20:53

spannend das so auf den punkt gebracht zu lesen: "wir sind die erste generation....". ja, und von daher keine vorbilder. und vielleicht sind wir auch die letzte. denn die heutigen jugendlichen finden ja keine lehrstellen usw. das ewige: was könnten wir noch besser machen ist halt genau das kreuz unserer generation. und macht uns auch irgendwo so sympathisch. oder so.

timanfaya - 14. Feb, 09:42

ich habe noch vorbilder. viele sogar. für jeden bereich was spezielles. ich wollte mir immer schon mal ein bild von helmut schmidt ins büro hängen. seine entschlossenheit und seinen wagemut von 1977 - vorbildlich.
zerozero - 13. Feb, 23:47

Mit "30something" die erste Bilanz ziehen geht ja noch in Ordnung. Glaubt man diversen Soziologen und der sog. "Quarterlife Crisis", sind die meisten schon mit "20something" stark am grübeln.

Nomak (Gast) - 14. Feb, 16:58

Schön, dass...

...man mit solchen Gedanken nicht alleine ist. Tröstet schon ein wenig. Danke.

novesia - 14. Feb, 21:29

argh. gelöscht. tschuldigung.

BATE|MAG

Status

Bösartig seit 7285 Tagen
Zuletzt am: 22. Aug, 20:23
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizensiert

Search

Archiv

 




Online-Journalismus |Bateman's Blog |
ResBLogs™ | ReservoirBlog | ReservoirBlogs | Batey


Google Analytics Alternative Site Meter
copyright © 2004 - 2014 by res bateman
reservoir blogs made with twoday by knallgrau based on antville powered by helma