Novesia: Song meines Lebens
Tone Loc - "Funky Cold Medina"
Während meiner Studienzeit frequentierte ich ca. 3 Mal pro Woche das Solinger Getaway (liebevoll und nicht ganz unpassend auch „Ghetto“ genannt). Da meine beiden besten Freundinnen in Wuppertal wohnten, konnte man sich so auf halber Strecke treffen.
Die praktische Lage war natürlich nicht der einzige Grund für unsere Vorliebe für den Laden. Vielmehr hatten wir alle drei dort unsere vermeintlichen Traummänner entdeckt. In meinem Fall handelte es sich um den bunten Hund der Gegend (ich bin sicher, Herr 500Beine kennt ihn). Leider haben diese bunten Hunde meistens die jeweils tollste Frau der Gegend an ihrer Seite. So war es auch bei meinem Favoriten.
Meine „Beziehung“ zu – nennen wir ihn „F.“ – war daher auf eine kumpelhafte Ebene beschränkt. Seine Freundin – nennen wir sie „A.“ – gab gut auf ihn Acht. Genau genommen ließ sie ihn nur für ganz kurze Momente aus den Augen. Nämlich dann, wenn „Funky Cold Medina“ von Tone Loc lief. Dann musste sie tanzen. Das waren die mir kostbarsten Momente des Abends, denn dann hatte ich F. für mich. Köstliche Minuten. Mein Lieblingslied.
Ich bestach sämtliche DJs. Und wenn mal ein Ersatzplattendreher da war, der sich nicht erweichen ließ, wurde ein hoffnungsvoller Abend als vertane Lebenszeit verbucht.
Das Drama zog sich über gut drei Jahre. Ich bin kein geduldiger Mensch, aber in Herzensangelegenheiten schwer kurierbar. Und eines schönen Tages war es plötzlich soweit: F. und A. hatten sich getrennt. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Nach einer angemessenen Trauerphase lud F. mich zu einer Partynacht im gut anderthalb Stunden entfernten Münster ein. Nur wir beide. Weit entfernt von störenden Freunden, Kumpels und Mitbewerberinnen.
Ich konnte schon Tage vorher nichts mehr essen. In meinem Bauch krabbelten Tausende Ameisen und meine beiden Freundinnen waren extrem genervt. Dann war der große Abend endlich da. Wir kutschierten mit dröhnender Musik und bester Laune Richtung Münster.
Leider erwiesen sich die von uns angepeilten Lokalitäten als Popperklitschen. Also wanderten wir trotz strömenden Regens von Laden zu Laden um schließlich leicht genervt in einem gerade so eben erträglichen Club Quartier zu beziehen. Die gute Stimmung war hinüber. Einfach gestorben.
Daher beschlossen wir, relativ früh den Heimweg anzutreten und uns lieber bei ihm zuhause gemütlich zu betrinken. Oder so. Im Auto schlief er ein. Das ärgerte mich, weil ich selber müde war und nun nicht mehr laut genug Musik hören konnte. Also: Radio an um wenigstens etwas unterhalten zu werden. Ich war fest entschlossen, mir die Laune nicht versauen zu lassen. Schließlich hatte ich drei Jahre von einer solchen Gelegenheit geträumt. Während F. neben mir schnarchte, erwachte der Ameisenhaufen in mir wieder zu neuem Leben.
Kurz vor F.´s Domizil wurde auch Monsieur langsam wieder wach. Erfrischt, ein bisschen nüchterner und ebenfalls wieder in merklich heiterer Stimmung. Wir bogen gerade in seine Straße ein (übrigens netter Name: „Werwolf“ – so sind sie, die Solinger), da erklangen aus dem Autoradio die ersten Töne von „Funky Cold Medina“.
Wir erstarrten beide. Die Temperatur im Wagen sank schlagartig um ein paar Grad. Das Einparken war mir plötzlich unmöglich, so dass wir das Lied auch noch länger als nötig ertragen mussten. Keiner von uns traute sich, es einfach abzuschalten.
Als der Motor – und mit ihm das Autoradio - endlich aus war, scherzte F. in dem verzweifelten Versuch, die Situation zu retten: „Drinnen können wir Slayer hören“. Doch ich bin sicher, er froh war, dass ich mich lieber für den Heimweg entschied.
Von Solingen nach Neuss hörte ich ziemlich laut „Rage against the machine“.
F. und ich machten nie wieder einen gemeinsamen Trip. Aber ich muss heute noch an ihn denken, wenn irgendwo „Funky Cold Medina“ läuft.
Song meines Lebens von Salon de la folie
Während meiner Studienzeit frequentierte ich ca. 3 Mal pro Woche das Solinger Getaway (liebevoll und nicht ganz unpassend auch „Ghetto“ genannt). Da meine beiden besten Freundinnen in Wuppertal wohnten, konnte man sich so auf halber Strecke treffen.
Die praktische Lage war natürlich nicht der einzige Grund für unsere Vorliebe für den Laden. Vielmehr hatten wir alle drei dort unsere vermeintlichen Traummänner entdeckt. In meinem Fall handelte es sich um den bunten Hund der Gegend (ich bin sicher, Herr 500Beine kennt ihn). Leider haben diese bunten Hunde meistens die jeweils tollste Frau der Gegend an ihrer Seite. So war es auch bei meinem Favoriten.
Meine „Beziehung“ zu – nennen wir ihn „F.“ – war daher auf eine kumpelhafte Ebene beschränkt. Seine Freundin – nennen wir sie „A.“ – gab gut auf ihn Acht. Genau genommen ließ sie ihn nur für ganz kurze Momente aus den Augen. Nämlich dann, wenn „Funky Cold Medina“ von Tone Loc lief. Dann musste sie tanzen. Das waren die mir kostbarsten Momente des Abends, denn dann hatte ich F. für mich. Köstliche Minuten. Mein Lieblingslied.
Ich bestach sämtliche DJs. Und wenn mal ein Ersatzplattendreher da war, der sich nicht erweichen ließ, wurde ein hoffnungsvoller Abend als vertane Lebenszeit verbucht.
Das Drama zog sich über gut drei Jahre. Ich bin kein geduldiger Mensch, aber in Herzensangelegenheiten schwer kurierbar. Und eines schönen Tages war es plötzlich soweit: F. und A. hatten sich getrennt. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Nach einer angemessenen Trauerphase lud F. mich zu einer Partynacht im gut anderthalb Stunden entfernten Münster ein. Nur wir beide. Weit entfernt von störenden Freunden, Kumpels und Mitbewerberinnen.
Ich konnte schon Tage vorher nichts mehr essen. In meinem Bauch krabbelten Tausende Ameisen und meine beiden Freundinnen waren extrem genervt. Dann war der große Abend endlich da. Wir kutschierten mit dröhnender Musik und bester Laune Richtung Münster.
Leider erwiesen sich die von uns angepeilten Lokalitäten als Popperklitschen. Also wanderten wir trotz strömenden Regens von Laden zu Laden um schließlich leicht genervt in einem gerade so eben erträglichen Club Quartier zu beziehen. Die gute Stimmung war hinüber. Einfach gestorben.
Daher beschlossen wir, relativ früh den Heimweg anzutreten und uns lieber bei ihm zuhause gemütlich zu betrinken. Oder so. Im Auto schlief er ein. Das ärgerte mich, weil ich selber müde war und nun nicht mehr laut genug Musik hören konnte. Also: Radio an um wenigstens etwas unterhalten zu werden. Ich war fest entschlossen, mir die Laune nicht versauen zu lassen. Schließlich hatte ich drei Jahre von einer solchen Gelegenheit geträumt. Während F. neben mir schnarchte, erwachte der Ameisenhaufen in mir wieder zu neuem Leben.
Kurz vor F.´s Domizil wurde auch Monsieur langsam wieder wach. Erfrischt, ein bisschen nüchterner und ebenfalls wieder in merklich heiterer Stimmung. Wir bogen gerade in seine Straße ein (übrigens netter Name: „Werwolf“ – so sind sie, die Solinger), da erklangen aus dem Autoradio die ersten Töne von „Funky Cold Medina“.
Wir erstarrten beide. Die Temperatur im Wagen sank schlagartig um ein paar Grad. Das Einparken war mir plötzlich unmöglich, so dass wir das Lied auch noch länger als nötig ertragen mussten. Keiner von uns traute sich, es einfach abzuschalten.
Als der Motor – und mit ihm das Autoradio - endlich aus war, scherzte F. in dem verzweifelten Versuch, die Situation zu retten: „Drinnen können wir Slayer hören“. Doch ich bin sicher, er froh war, dass ich mich lieber für den Heimweg entschied.
Von Solingen nach Neuss hörte ich ziemlich laut „Rage against the machine“.
F. und ich machten nie wieder einen gemeinsamen Trip. Aber ich muss heute noch an ihn denken, wenn irgendwo „Funky Cold Medina“ läuft.
Song meines Lebens von Salon de la folie
bateman - Sonntag, 26. März 2006, 00:02 - Song meines Lebens (2456)