Jähzorn


Es gibt einige Eigenschaften, auf die ich nicht besonders stolz bin und bei Bewerbungsgesprächen, wenn die obligatorische Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen gestellt wird, eher verschweigen würde. Weniger rühmliche Eigenschaften wie Jähzorn, mangelnde Selbstdisziplin und ein gewisses Maß an Eifersucht und die daraus resultierenden Situationen, in denen ich über mich selbst häufig erschrocken bin. Hierbei wurde schon so manches Bild, manche Pflanze oder Einrichtungsgegenstand von mir zerdeppert. Von Beziehungen ganz zu schweigen, also jemand, der sich des öfteren selbst den Stuhl unter’m eigenen Hintern wegzieht. Hierbei möchte ich anmerken, dass ich diese Situation so lange herauszögern kann, bis niemand in meiner Nähe ist; keine gewaltätige Aggression gegenüber Personen.

Bis vor einigen Wochen zierte noch ein Blutfleck an meiner Schlafzimmerwand von einer dieser Ausbrüche. Dies geschah nach der unsagbaren Nacht und dem Streit mit B., meiner Kollegin. An jenem Abend waren wir beide gemeinsam unterwegs. Rasend vor Eifersucht, dass sie sich mit einem anderen Typ unterhielt und tanzte, gab ich diesem, als er für einen Augenblick allein stand, unmissverständlich zu verstehen, dass er gefälligst die Finger von B. lassen sollte. Diese Aussage macht dann B. stocksauer und ich entgegnete ihr etwas, was ich hätte besser nicht sagen sollen. Im nächsten Augenblick tat es mir auch schon unendlich leid. Nun kam ihr südländisches Temperament zum Vorschein. „Was ist los mit dir, bist du komplett verrückt geworden?“ hörte ich sie nur noch erwidern und zog mit dem Typen, jedoch in getrennten Taxen, ab. Allein zuhause angekommen und über mich und mein Fehlverhalten selbst maßlos enttäuscht, baute ich den angestauten Frust mit einigen Schlägen an die Wand ab, bis meine Knöchel schmerzten und die Hand blutete. Draußen brach mittlerweile die Morgendämmerung ein. Um einen klaren Kopf zu bekommen und mich abzureagieren, joggte ich eine Stunde durch die klirrende Kälte des Wintermorgens. Meine anschließenden Anrufe und verzweifelten Entschuldigungsbemühungen wurden nicht angenommen oder von ihr einfach weggedrückt. Seit jener Nacht sind mittlerweile 7 Monate und diverse erfolglose Verzeihungsversuche vergangen und sie hat kein privates Wort mehr mit mir gewechselt. Diejenigen, die mein Blog schon länger bzw. regelmäßig lesen, wissen um die Situation danach.

Letzten Samstag, es war noch früher Abend, traf ich mich mit drei Freunden in meiner Stamm-Bar. Es war warm und dementsprechend wenig los. Neben den Bedienungen waren lediglich noch zwei Tische besetzt. Nach schätzungsweise einer Stunde sah ich B. mit zwei Freundinnen auf dem Gehsteig Richtung Bar kommend. Von einer Sekunde auf die nächste verschwand meine gute Wochenendlaune. Sie hatte mich ebenfalls von draußen erblickt, ging aber wie üblich an mir gruß- und blicklos vorbei, setzte sich mit dem Rücken zu uns an einen kleinen Tisch in der Nähe. So, als hätten wir uns nie gekannt. Zum Telefonieren musste sie noch zwei weitere male an mir vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon versucht, meine Freunde zum gehen zu überreden. Schnell zahlte ich und wechselte mit den Jungs die Lokalität. Der Abend war gelaufen. Verfluchte Scheisse, wenn ich nicht mal mehr in Ruhe in mein Stammlokal gehen kann. Die Stadt ist einfach zu klein für uns zwei.

Heute abend findet unser betriebliches Sommerfest statt, aus erwähnten Gründen ohne mich. Statt dessen werde ich mich gepflegt mit Freunden zulaufen lassen.
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Adel-A - 15. Jul, 23:14

Menschen....

Ja, schon komisch... also diese Menschen...
Aber glauben Sie mir Menschen, die irgendwnan so ein verhalten an den Tag legen sind es nicht wert, aber das wissen sie sicherlich...

mcwinkel - 17. Jul, 19:39

Mein Güte, Sie haben doch gar nichts falsch gemacht. B. sollte sich lieber freuen, dass sie so einen Verehrer hat. Undankbares Pack! :)
Aber so langsam ist mal gut, Baty! Suchen sie sich jmd. anderen, B. ist´s nicht wert!

BATE|MAG

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Bösartig seit 7615 Tagen
Zuletzt am: 22. Aug, 20:23
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